Fransenfledermäuse am Zieglerhaus
Der Fledermauskasten an der Ostfassade des Zieglerhauses wird seit 2007 von Fransenfledermäusen bewohnt Die Fransenfledermaus (Myotis nattereri) ist eine seltene Art im Aargau, nur gerade zwei Wochenstuben sind bekannt und beide befinden sich im Reusstal: In der Kirche Auw und hier am Zieglerhaus.
Fransenfledermäuse sind mittelgrosse Fledermäuse. Der Rand der Schwanzflughaut ist mit zwei Reihen dichten, namensgebenden Borsten besetzt. Foto: René Güttinger
Fledermäuse sind treu und kehren über Jahrzehnte in die gleichen Quartiere zurück. So auch am Zieglerhaus. 2011 montierte Andres Beck, Kantonaler Fledermausschutz-Beauftragter Aargau, einen zweiten und grösseren Kasten neben dem bestehenden kleinen Fledermauskasten, da es den Fledermäusen im kleinen Kasten bei direkter Sonneneinstrahlung zu warm wurde. Das vergrösserte Quartier und erfolgreiche Jungenaufzuchten führten zu einem Wachstum der anfangs kleinen Wochenstube von 12 Weibchen 2011 zu einer erstaunlichen Anzahl von 68 Weibchen im Jahr 2018. 2022 wurden sogar 73 Weibchen gezählt. Bei einer Annahme, dass ca. die Hälfte der Weibchen reproduzierend war und ein Junges aufzog, befanden sich gut 100 Tiere in den Kästen!
Die Grafik zeigt die Anzahl ausfliegender Weibchen pro Jahr. 2022 wurde das Maximum mit 73 ausfliegenden Weibchen erreicht. 2012, 2013 und 2023 wurden keine Zählungen durchgeführt.
Bei der Wochenstube am Zieglerhaus handelt es sich um ein Quartier von kantonaler Bedeutung. Im Zeitraum der Jungenaufzucht (Juni-Juli) finden regelmässig Zählungen statt, um nachts die zur Jagd ausfliegenden Weibchen zu erfassen. Diese ehrenamtliche Aufgabe wird von Quartierbetreuenden ausgeführt. Notiert wird Ausflugbeginn, Anzahl ausfliegender Tiere und Ende des Ausflugs. Bis 73 Tiere ausgeflogen sind, braucht es Geduld, das kann gut eine Stunde dauern!
Der Ausflug findet aus dem grossen Kasten statt, der Einflug hingegen beim Kleinen, was an den hellen Kratzspuren an der Holzfassade sichtbar ist.
Die nachtaktiven Fledermäuse bekommt man tagsüber sehr selten zu Gesicht. Wer Fledermäuse beobachten möchte, kann sich einen Fledermausdetektor beschaffen, der die Rufe im Ultraschallbereich fürs menschliche Ohr hörbar macht. Anlässlich der öffentlichen Fledermausexkursion am 7. Juni 2024 filmte ein Teilnehmer, Marc Van den Bergh, den Ausflug der Fransenfledermäuse mit seiner Wärmebildkamera. In den Aufnahmen hebt sich die Silhouette der Fledermaus, bedingt durch die unterschiedliche Oberflächentemperatur, deutlich vom Hintergrund ab. Herr Van den Bergh stellte der Stiftung Reusstal die Aufnahme freundlicherweise zur Verfügung.
18.06.2024
Dokumentation zu den jährlichen Moorraupe-Arbeiten in der Naturschutzzone Stille Reuss, Rottenschwil
Im Zentrumsbereich der Naturschutzzone Stille Reuss werden im Auftrag der Aargauer Naturschutz-Fachstelle jeweils im Vorfrühling während rund zwei Tagen Moorraupe-Arbeiten ausgeführt. Diese Massnahme dient der Förderung von seltenen und bedrohten Tier- und Pflanzen-Arten der «Pionier-Biotope» in der Aue.
Für viele Besucher/innen wirkt der Trax im Naturschutzgebiet irritierend, weil der Hintergrund der Massnahme meist nicht bekannt ist und weil Naturschutzgebiete noch immer mit «nicht eingreifen, Abschirmung von menschlichen Tätigkeiten» gleichgesetzt werden.
Ohne diesen regelmässigen Unterhalt, der früher gratis durch die noch frei fliessende Reuss gemacht wurde, würden die Naturschutzgebiete jedoch schnell ihren grossen Wert für seltene Tier- und Pflanzenarten verlieren.
Ausführliche Informationen dazu finden Sie hier.
03.04.2023
Ansiedlungsversuch von Fluss-Seeschwalben auf dem Hide am Flachsee
Die bedrohte Flussseeschwalbe ist ein Koloniebrüter und hatte früher ihren Verbreitungsschwerpunkt an den grösseren Flüssen im Kanton Aargau. Seit fast zwei Jahrzehnten ist sie hier aber als Brutvogel ausgestorben.
Dieses Jahr wird an mehreren Standorten getestet, ob sich die Seeschwalben auf Flachdächer entlang von Rhein, Aare und Reuss anlocken lassen. Der Beobachtungshide am Flachsee ist einer der Teststandorte.
Das Anlocken erfolgt mittels Attrappen von brütenden Seeschwalben und mit Kolonierufen ab Band. Der Lautsprecher auf dem Hide läuft im Normalfall 5 Stunden ab Sonnenaufgang und 5 Stunden bis Sonnenuntergang.
Weitere Informationen:
Milan 2/2019 (Verbandszeitschrift BirdLife Aargau) Seiten 16/17: Hoffnung für eine Verschollene
Ornis 5/2015 (Zeitschrift BirdLife Schweiz): Aktion Dachseeschwalbe
29.04.2022
Die Saugbaggerung in der Stillen Reuss bei Rottenschwil ist abgeschlossen
Die diesjährigen Massnahmen zur Förderung von seltenen und bedrohten Tier- und Pflanzen-Arten im nationalen Auenobjekt „Still Rüss Rickenbach“, sowie im östlich daran anschliessenden national bedeutenden Flachmoor „Stille Reuss“ wurden Mitte März planmässig und erfolgreich abgeschlossen.
Damit sind die zwischenzeitlichen Störungen dieser Lebensräume beendet und die Lebensgrundlagen vieler seltener und gefährdeter Arten wurden für die Zukunft gesichert.
Dank der Saugbaggerung konnte die Verlandung des Altarmes aufgehalten werden. Muscheln, Schnecken und viele andere Wasserorganismen finden wieder sauerstoffreiche Verhältnisse am Gewässergrund vor, während die Vögel im unberührten südlichen Teil noch immer ihre Nester im Schilf oder der Schwimmblattvegetation bauen können.
Foto 1: Abtransport des Saugbaggers. Der Lagerplatz mit den Geotubes verbleibt noch länger, bis das abgesaugte Material abgetrocknet und abtransportiert werden kann. (16.03.2022, Josef Fischer)
Foto 2: Mit einer Moor-Raupe wurde, wie jedes Jahr auf ca. einem Achtel des national bedeutenen Flachmoors „Stille Reuss“, das Gelände während zwei Tagen neu modelliert und angepasst. (14.03.2022, Josef Fischer)
Die Kiebitze haben sich dadurch nicht gross stören lassen und finden nun, wie auch die vom Aussterben bedrohte Europäische Sumpfschildkröte, der stark gefährdete Laubfrosch und viele verschiedene Pionierlibellen, wie Östlicher und Südlicher Blaupfeil, Plattbauch oder Kleine Pechlibelle, wieder offene sonnige Brutplätze vor.
Ausführliche Informationen dazu finden Sie ebenfalls auf unserer Website: Dokumentation zu den jährlichen Moorraupe-Arbeiten in der Naturschutzzone Stille Reuss, Rottenschwil
Was früher regelmässig und gratis bei Hochwasser durch die noch frei fliessende Reuss erledigt wurde, muss zur Erhaltung des Artenreichtums heute durch menschliche Arbeit kompensiert werden, damit diese Naturschutzgebiete ihren grossen Wert für die Artenvielfalt nicht verlieren.
Denn ohne diese Eingriffe würden viele dieser, zum Teil sehr seltenen Arten in Zukunft verschwinden und damit zumindest lokal aussterben.
24.03.2022
02.11.2021
Kiebitz-Nachwuchs im Reisfeld
Seit 2019 bauen immer mehr Landwirte im Kanton Aargau Nassreis an. Der Kanton unterstützt den pestizidfreien Nassreisanbau im Rahmen des Programms Natur 2030, weil er der Artenförderung zugutekommt. So entwickeln sich beispielsweise Libellen und Amphibien wie der Laubfrosch in den Reisfeldern. Vor der Ernte wandern sie in die umliegenden Schutzgebiete ab. Auf diesem Feld in Mühlau hat sogar ein Paar der seltenen Kiebitze gebrütet. Eltern und Jungtiere finden im Reisfeld ausreichend Nahrung.
01.07.2021
Ein neues Nest für die Weissstörche
Dieses Jahr wollte sich ein weiteres Weissstorch-Paar auf einer Querstrebe an einem Mast der Freileitung in Unterlunkhofen sein Zuhause einrichten. Einerseits wäre dieser Horst dem bereits bestehenden zu nahe gekommen, was Stress für die Tiere bedeuten würde. Andererseits bestand die Gefahr von Kurzschlüssen. Deshalb wurde eine neue Horst-Plattform aufgebaut und Abstandhalter beim bestehenden Mast installiert. Wie es scheint, hat das neue Paar die neue Plattform bereits angenommen und ist am Nestbau.
Wir danken der AEW Energie AG, dem Kanton und dem Landbesitzer für die gute Zusammenarbeit!
06.04.2021
Blaukehlchen auf dem Durchzug
Momentan kann man wieder Blaukehlchen auf dem Durchzug beobachten. Wir danken dem Naturfotografen Anton Strebel für die tollen Bilder!
Bitte bleiben Sie auf den Wegen und nehmen Sie Rücksicht auf die Natur. Danke!
25.03.2021
Auf Nahrungssuche
Die Herbstfarben verkleiden die Landschaft im Reusstal noch für eine kurze Zeit, aber die kalte Winde und die tiefe Temperaturen künden den Winter schon an. In der Natur wird die Nahrung rarer und für die meisten Tiere ist es bereits schwierig, etwas zu fressen zu finden. Wenn man weiss wo suchen, kann man Tiere auf der Nahrungssuche beobachten.
Bei der Stillen Reuss stehen einige alte Obstbäume und dutzende Graugänse und einige Höckerschwäne haben Fallobst gefunden und fressen sich daran satt.
Entlang der Stillen Reuss suchen Distelfinken verschiedene Gräser und Blüten. Die lauten Vögel fliegen in Schwärmen umher und fressen die Samen.
Dort haben auch Rehe Schutz gefunden. Sie müssen mehrmals pro Tag fressen, weil sie keinen grossen Magen besitzen. Das ist für uns als Beobachter eine Chance, sie auch am Tag zu finden. Schauen Sie genau und vielleicht werden Sie die Rehe ebenfalls entdecken.
Das ganze Gebiet wird „gescannt“: Der Turmfalke späht genau von seiner Sitzwarte aus, damit er kleine Nager fangen kann. Entweder kann man diesen Raubvogel im Rüttelflug beobachten oder auf einem Baum oder einem Strauch entdecken. Da braucht es jedoch viel Aufmerksamkeit, da der kleine Falke in den Herbstfarben gut getarnt ist.
Die kalte Novemberstimmung sollte also kein Hinderungsgrund für einen Spaziergang im Reusstal sein!
Text und Fotos: Ambroise Marchand, Mitarbeiter der Information und Aufsicht Reusstal und Naturfotograf
17.11.2020
Ein Fischadler zu Besuch am Flachsee
Zur Zeit ist wieder einmal ein Fischadler (Pandion haliaetus) am Flachsee unterwegs.
Der Fischadler ist ein Kosmopolit. Besonders eindrucksvoll ist sein Sturzflug, mit dem er Fische erbeutet: Dabei stösst er mit hoher Geschwindigkeit ins Wasser und streckt kurz vor dem Eintauchen seine gespreizten, langen Füsse vor. Mitunter taucht er sekundenlang ganz ins Wasser ein, ehe er sich mit kräftigen Flügelschlägen wieder erhebt. Als Fischfresser hat es dieser Greifvogel nicht leicht: Noch immer kommt es zu Störungen am Horst und Abschüssen, was vor fast 100 Jahren zum Aussterben als Brutvogel in der Schweiz geführt hat. (Quelle: Vogelwarte)
Dem Fotografen Anton Strebel gelangen diese Aufnahmen am 12. August 2020 vom Hide am Flachsee aus. Vielen Dank für die tollen Bilder!
13.08.2020
Kampagne „Aufs Wasser mit Rücksicht“
Während sich die Bevölkerung an den heissen Sommertagen auf das kühle Wasser freut, bedeutet das hohe Aufkommen an Freizeitaktiven auf den Gewässern für Tiere eine grosse Herausforderung. Dank einfachen Verhaltensweisen können Stand-Up-Paddlerinnen und Kanuten dazu beitragen, dass Wasservögel und andere Wildtiere weniger gestört werden.
1. Abstand halten zum Schilf – wo immer möglich 100 Meter. Im Schilf brüten und verstecken sich viele Vögel.
2. Abstand halten zu Kiesinseln und Sandbänken – nach Möglichkeit 100 Meter oder mehr. Hier rasten und brüten viele Vögel oder suchen Nahrung.
3. Grosse Distanz wahren zu Vogelansammlungen – besonders im Winter. Störungen sind schon aus Entfernungen von einem Kilometer möglich.
4. Schutzgebiete respektieren – stets ausserhalb der Grenzen bleiben.
https://natur-freizeit.ch/wasser
Jedes Betreten des Gebietes des Flachsees Unterlunkhofen ist untersagt. Das gilt insbesondere für den Bootsverkehr, das Baden und das Fischen.
Die 25m breite Fahrrinne am linken Damm ist für die Durchfahrt von Booten nur zwischen dem 16. März und dem 31. Oktober offen.
Der Verkehr von Schiffen mit Maschinenantrieb ist auf der Reuss untersagt.
Vielen Dank für Ihre Rücksichtnahme!
21.07.2020
Ein junger Laubfrosch in der Freilandanlage des Zieglerhauses
Wer ganz gute Augen hat, kann in unserer Freilandanlage mit etwas Glück frisch metamorphisierte (umgewandelte) Laubfrösche (Hyla arborea) entdecken.
Die Entwicklung der Laubfrosch-Vorkommen in der aargauischen Reussebene ist ein freudiges Highlight. Im Gebiet westlich der Reuss, von Mühlau bis Hermetschwil, brach der Bestand Ende der 1980er-Jahre völlig zusammen. Seit 2011 erobert sich jetzt unser kleinster Frosch dieses Gebiet sukzessive zurück und mittlerweile kommt er wieder in fast allen geeigneten Habitaten wieder vor. Die Grundlage dazu sind die gezielt erstellten und unterhaltenen Laichbiotope in dieser Landschaft.
09.07.2020
Drei Kuhreiher auf Besuch am Flachsee
Der Kuhreiher (Bubulcus ibis) ist ein gelmässiger, aber seltener Durchzügler und Sommergast in der Schweiz. Anfangs Woche waren drei zu Gast auf dem Flachsee und wurden von einer Mittelmeermöwe (Larus michahellis) attackiert. Sie waren sichtlich nervös, liessen sich aber nicht vertreiben. Nach dem 10. Angriff hat die Möwe aufgegeben. Danach flogen die drei Reiher flussabwärts weiter.
Vielen Dank an Anton Strebel für die tollen Bilder!
29.04.2020
Der Frühling hält Einzug im Reusstal
In der Freilandanlage des Zieglerhauses sind die Sumpfschildkröten erwacht und ein Jungtier vom letzten Jahr geniesst die Sonne (Bildmitte). Auch die Zauneidechsen und Wasserfrösche lassen sich bei schönem Wetter wieder gut in den Freilandterrarien beobachten.
23.03.2020
Rohrdommel vor dem Hide am Flachsee
Im Winter können regelmässig Rohrdommeln beim Hide am Flachsee beobachtet werden. Diese Art ist hervorragend an das Leben im Schilf angepasst und im Röhricht trotz ihrer Grösse sehr gut getarnt. Bei Beunruhigung nehmen die Vögel die sogenannte «Pfahlstellung» ein, wobei sie den Hals strecken und den Schnabel gegen den Himmel richten.
Vielen Dank an Anton Strebel für die Bilder.
13.01.2020
Der Prachttaucher: ein seltener Gast auf dem Flachsee
Am Samstag, 2. November 2019 konnte direkt vor dem Hide am Flachsee für kurze Zeit ein Prachttaucher beobachtet werden. Sein Brutgebiet reicht von den Steppen Zentralasiens bis nach Nordeuropa und in der Schweiz ist er ein regelmässiger, aber seltener Durchzügler und Wintergast.
Vielen Dank an Anton Strebel für die Bilder.
05.11.2019
Naturschutz im Reusstal
Im Rahmen der Aktion: „Das Freiamt in zwölf homöopathischen Dosen“ durften wir für den Verein Erlebnis Freiamt bei einem Beitrag mitmachen.
Im 2019 präsentieren Ihnen Similasan gemeinsam mit dem Verein Erlebnis Freiamt das schöne Freiamt in 12 Stationen. Zusammen mit Similasan erkunden wir das Freiamt an seinen schönsten Plätzen. Gesundheit für die Seele, ganz ohne Nebenwirkungen.
https://www.freiamt.ch/…/freiaemt…/12-homoeopathische-dosen/
17.10.2019
Der Zwergtaucher
Der Zwergtaucher ist im Reusstal ein typischer Begleiter des Wanderers, des Vogelbeobachters oder des „Reusstalaufsehers“. Er ist nicht sehr selten in unserem Land, aber er ist so diskret, dass man ihn oft übersieht.
Der Vogel aus der Familie der Lappentaucher trägt keine Schmuckfedern am Kopf oder am Schwanz und er trägt auch keine bunten Farben, aber er ist perfekt an seinen Lebensraum angepasst: der Schilfgürtel von Feuchtgebieten und Gewässern. Der amselgrosse Vogel ist im Sommer auf dem Rücken dunkelbraun, auf der Brust, dem Hals und den Wangen ist er tief kastanienbraun und er hat einen kleinen gelblichen Fleck beidseits am Schnabelgrund. Im Winter ist er insgesamt heller. Die beiden Geschlechter sind gleich gefärbt und gleich gross. Weil er gut getarnt und sehr scheu ist, bleibt er oft gut versteckt. Ausser während der Brutzeit, da kann man ihn gut orten dank seiner Stimme. Beide Geschlechter rufen in etwa wie folgt: „bibibibi….“ Die Stimme laut und sehr schnell trillernd. Sie ist hell und von gleicher Tonhöhe, aber manchmal auch mit einem absinkenden Ende. Oft trillern beide Partner auch im Duett, aber meisten beginnt das Männchen und das Weibchen folgt einige Sekunden später.
In unserem Gebiet ist er gut vertreten. Einige Paare sind jeweils am Flachsee, an der Reuss und in der Stille Reuss zu beobachten. Man hatte im Jahr 2016 sogar die Chance, ein Nest direkt hinter dem Hide am Flachsee beobachten können. Das Paar hatte das typische schwimmende Nest im Schilf gebaut. Dieses war vom Steg aus sehr gut zu beobachten und so konnte man das geheime Leben des Vogels verfolgen! Die Eltern brüten die 4 bis 8 Eier 20 bis 22 Tage lang aus. Die geschlüpften Jungvögel folgen den Eltern circa 40 Tage lang . Zwergtaucher fressen meistens Insekten und deren Larven, aber auch Kaulquappen, Mollusken, und kleine Fische.
Zwergtaucher sind optimale Fotomotive, damit der Fotograf schnelle Bewegungen trainieren kann. Ich mag solche Vögel, da ich wirklich aufpassen und immer wieder schnell reagieren muss, um die Belichtung anzupassen oder um der Vogel scharf zu stellen. Wenn ein Vogel taucht, versuche ich immer Aufnahmen mit gefrorenen Wassertropfen in der Luft zu erwischen, aber es gelingt mir sehr selten. Mit etwas Glück schafft es der Zwergtaucher, einen Fisch zu fangen und man kann sehen, wie er den kleinen Fisch im Schnabel dreht, damit zuerst der Kopf geschluckt wird. So verhaken sich Flossen oder Schuppen nicht im Vogelhals. Ich finde es auch sehr spannend, die Vögel unter speziellen Lichtbedingungen zu fotografieren, da sie eine schöne Silhouette haben. Und wenn ich keine Kamera dabei habe, suche ich immer sehr lange nach den Zwergtauchern, da sie für mich sehr schöne Wasservögel sind und es gibt immer etwas über ihre Lebensweise zu lernen. Achten Sie sich bei Ihrem nächsten Besuch im Reusstal und am Flachsee und vielleicht werden Sie die trillernden Rufe der Zwergtaucher bemerken oder sogar einen der Vögel genau orten und beobachten können… Ich wünsche Ihnen spannende Beobachtungen!
Text und Fotos: Ambroise Marchand, Mitarbeiter der Information und Aufsicht Reusstal und Naturfotograf
03.06.2019
Ein Wiedehopf auf Besuch beim Zieglerhaus
Mitte April hatten wir exotisch anmutenden Besuch: Ein Wiedehopf suchte auf der Aussenanlage des Zieglerhauses nach Nahrung.
Diese Vogelart trifft man hier vor allem auf dem Durchzug im Frühling und Herbst an. Bis in die 1960er Jahre war der Wiedehopf noch im ganzen Mittelland, im Jura und in den Alpentälern weit verbreitet und häufig. Lebensraumzerstörung, Mangel an Nahrung und geeigneten Nistplätzen (Bruthölen) verdrängten den Wiedehopf jedoch nördlich der Alpen. Er braucht vegetationsarme Flächen mit weichem Boden und einem reichen Angebot an Grossinsekten (insbesondere Maulwurfsgrillen, Engerlinge, Erdraupen, aber auch Feldgrillen, Käfer sowie Spinnen), sowie geräumige Baumhölen oder Nischen in Gebäuden und Mauern sowie Nistkästen. Dank Artenförderungsprogrammen findet man heute wieder vereinzelt Brutplätze im Mittelland.
Vielen Dank an Sonja Vogler vom Natur- und Vogelschutzverein Niederrohrdorf für die Bilder.
02.05.2019
Kraniche im Reusstal
Seit einigen Tagen wurden immer wieder Kraniche im Gebiet der Stillen Reuss und Flachsee beobachtet. Bis zu zwölf Individuen waren im Gebiet für jeweils ein paar Stunden zu beobachten. Ein junges Tier ist immer noch da und regelmässig auf der Nahrungssuche zu beobachten. Bei uns sind die Kraniche nur zu Gast während des Vogelzuges und rasten bei unseren Gewässern und Feuchtgebieten.
Kraniche sind Langstreckenzieher und reisen im Frühling in ihr Brutgebiet im Norden. Sie sind sehr bekannt für ihre Balztänze und ihre Stimme. Kraniche rufen im Flug laut und eindrucksvoll „krürr krürr krürr“ oder „krurr krurr krurr“. Im Flug bilden die Vögel Flugformationen und sind in Gruppen unterwegs. Im Herbst fliegen die Jungtiere nahe bei den Eltern. Kraniche ernähren sich von Pflanzen, Samen und auch Insekten und brüten in grossen Feuchtgebieten und Moorlandschaften. Sie können auch in Schilfgebieten von Seen brüten, bevorzugen aber grosse, flache und ruhige Gebiete.
Wenn Sie in den nächsten Tagen am Flachsee oder an der Stille Reuss unterwegs sind, achten Sie auf die grossen Vögel. Kraniche haben eine ähnliche Silhouette wie die Störche, aber Hals und Beine sind länger und Kraniche sind grau und schwarz gefärbt. Adulte tragen einen rote Fleck auf dem Kopf und lange schwarze Schwanzfedern.
Text und Fotos: Ambroise Marchand, Mitarbeiter der Information und Aufsicht Reusstal und Naturfotograf
12.03.2019
Spannende Vogelbeobachtungen aus dem Reusstal
Als Aufseher des Informations- und Aufsichtsdienstes Reussebene habe ich die Chance, regelmässig am gleichen Ort unterwegs zu sein. So erhöhen sich die Chancen, seltene Tier- oder Pflanzenarten zu entdecken oder spezielles Verhalten bei Tieren zu beobachten.
In den letzten paar Wochen konnte ich sehr viele Vogelarten nicht nur sitzend auf einem Ast antreffen, sondern sie auch beim Nistverhalten und bei der Futtersuche beobachten. Meine Erlebnisse beginnen schon vor ein paar Wochen. Ich war schon seit mehreren Stunden auf dem Damm entlang der Reuss unterwegs und alles war sehr ruhig. Zwischen Werd und Birri hörte ich plötzlich einen hohen Ruf, der so geklungen hat: „kikiki…“. Das erinnerte mich deutlich an die Stimme eines Falken. Ich suchte mit dem Feldstecher und es brauchte einige Zeit bis ich die schnellen Baumfalken entdeckte. Sofort kehrte ich zurück auf den Parkplatz und holte meine Fotokamera. Man sieht Baumfalken nicht jeden Tag auf der Jagd! Schon seit einigen Jahren ist es mein Ziel, das Jagdverhalten von diesen Vögeln festzuhalten, aber sie können zwischen 100 und 200 Kilometer pro Stunde erreichen und es ist eine Herausforderung, sie im Flug und mit der Kamera zu verfolgen! Diesmal war das Glück auf meiner Seite und ich konnte mehrere Fangversuche von Libellen oder Eintagsfliegen beobachten und es einmal auf scharfen Bildern festhalten. Leider war keine Libelle das Beutetier, sondern eine Eintagsfliege. Also ist die Jagd auf „DIE“ Aufnahme noch nicht fertig!
Bei der nächsten Aufsichtstour entlang der Reuss habe ich ständig die laute Stimme mehrerer Rohrsänger gehört. Ich versuchte die Vögel zu finden und sie genau zu identifizieren, aber visuell ist es fast unmöglich, sie zu unterscheiden. Sehr viele Vogelarten sehen gleich aus und zwar klein und braun! Die Rohrsänger sind dankbar, da sie ohne Ende singen und so kann man sie gut identifizieren. In meinem Fall handelte sich um mehrere Teichrohrsänger die so rufen: „tiri tiri tiri tier zäck zäck zerr zerr zerr schrek schrek schrek tiri schrek tiri schrek…“. Die Rohrsänger halten sich im Schilfgebiet entlang Flüssen und Seen auf. Sie sind sehr gute Architekten und bauen ihr Zuhause im Schilf versteckt. Am Anfang ist das Nest nah am Boden, aber je später in der Saison, desto mehr wächst das Schilf und das Nest steigt mit dem Schilf in die Höhe. Die Rohrsänger sind oft Opfer von Kuckucken. Das Kuckuckweibchen deponiert ein Ei ins Rohrsängernest, wenn die Eltern nicht aufmerksam sind und flüchtet so schnell wie möglich. Das Kuckucksei sieht fast genau gleich aus wie das Rohrsänger-Ei, ausser dass es ein wenig grösser ist. Die Rohrsänger werden sich um den Jungen Kuckuck kümmern und meist sterben die Rohrsängerküken, da sie zu wenig Futter bekommen oder aus dem Nest gestossen werden.
Ich konnte auch noch einen anderen Sommergast beobachten. Diesmal entdeckten Teilnehmer einer Exkursion zwei Grauschnäpper in einem Baum. Wir konnten die Vögel entlang des Wanderweges gut beobachten, sie zeigten keine Scheu und jagten weiter. Ich fand das seltsam, da ich erwartete, dass die Vögel schnell wegfliegen. Nach langen Minuten konnte ich plötzlich etwas beobachten: zuerst flog einer auf und fing ein Insekt und dann verschwand er in einem toten Baum vor uns. In einer Astgabel hatten die zwei ihr Nest gebaut. Und das zwei Meter entfernt vom Wanderweg! Wir sind noch einige Minuten geblieben und dann haben wir sie in Ruhe gelassen, aber ich vermute, dass die beiden kein Problem mit Mensch hatten, da sie so nah an einem Wanderweg ihr Nest gebaut haben.
Text und Fotos: Ambroise Marchand, Mitarbeiter der Information und Aufsicht Reusstal und Naturfotograf
18.06.2018
Mohnfeld
Seit ca. zwei Wochen präsentiert sich das Reusstal noch bunter! Ein Feld in der Mitte zwischen Ottenbach, Birri und Rickenbach ist komplett rot geworden. Dieses Wunder ist auf die blühenden Mohnblumen zurückzuführen. Es ist leider selten geworden im Mittelland solche Landschaftsbilder zu Gesicht zu bekommen und ich erinnere mich an solche schönen Felder nur aus Frankreich oder aus Deutschland.
Falls Sie in den nächsten Tagen die Gelegenheit haben dorthin zu fahren: spazieren Sie auf dem Damm vom Parkplatz bei der Reussbrücke in Ottenbach nach Rickenbach und Sie werden diese schöne Landschaft bewundern können.
Text und Fotos: Ambroise Marchand, Mitarbeiter der Information und Aufsicht Reusstal und Naturfotograf
08.06.2018
Das Essen ist auf dem Tisch
Sobald der Schnee geschmolzen ist und die Temperaturen milder sind, beginnen die Bauern den Mist und die Gülle auf die Felder auszubringen. Sofort kommen dann viele Tiere, um die Mistwürmer zu fangen: Graureiher, Weissstorch, Möwen und Greifvögel.
Ich konnte auf meiner Aufsichtstour dieses Schauspiel beobachten! Besonders spannend waren die Rotmilane. In solchen Situationen sind die Vögel weniger aufmerksam und achten nicht mehr auf den Aufseher und seine Fotokamera. So konnte ich schöne Flugaufnahmen von Rotmilanen machen. Nach einigen hundert Bildern von den eleganten Greifvögeln habe ich mich mehr auf die Graureiher konzentriert und konnte beobachten, wie auch Mäuse gefangen wurden. Die Kleinsäuger wollten wahrscheinlich auch Würmer fressen und der schlaue Reiher musste nur Geduld haben. Zuerst streckt sich der Hals, sein Körper ist ganz gespannt und dann fängt er blitzschnell eine erste Maus. Leider war er zu schnell für die Mäuse und auch für den Fotograf… Die Maus wurde sofort geschluckt und ich konnte keine scharfen Bilder machen! Dann hat er sich ein paar Meter bewegt und das Szenario hat wieder angefangen, aber diesmal war ich parat! Und „Zack“ die zweite Maus wurde gefangen und gleichzeitig einige dutzende Aufnahme wurden auf meiner Fotokamera gespeichert!
Text und Fotos: Ambroise Marchand, Mitarbeiter der Information und Aufsicht Reusstal und Naturfotograf
15.03.2018
Die Haselnussblüte
Sehr beliebt als Zutaten für verschiedene Leckerbissen wie z.B. Streichpasten, ist die Haselnuss auch botanisch sehr interessant. Zuerst, weil der Haselstrauch ein sogenannter „Frühblüher“ ist. Wie auch viele andere Birkengewächse (Betulaceae) blüht er schon im Winter. Zweitens besitzt der Hasel männliche und weibliche Blüten auf dem gleichen Strauch. Diese Anpassung wird bei den Pflanzen Monözie oder Einhäusigkeit genannt. Beim Haselstrauch sind die Geschlechtsteile getrennt, also gibt es zwei verschiedene „Blüten“.
Die weiblichen Blüten sind schwer zu finden, da sie von Knospenschuppen umschlossen bleiben. Nur die roten Narben (oberer Abschnitt des Stempels des Fruchtblattes einer Blüte) ragen aus der Knospe hervor.
Die männlichen Geschlechtsorgane (Kätzchen) stehen meist in zwei bis vier Blütenständen an der Spitze oder in Blattachseln letztjähriger Triebe. Sie entstehen bereits im Herbst des Vorjahres und überwintern „nackt“. Ab Ende Januar strecken sie sich auf acht bis zehn Zentimeter Länge. Ein solches Kätzchen enthält bis 2 Millionen Pollenkörner, die durch den Wind transportiert werden. Als Frühblüher ist der Haselstrauch ein wichtiger Pollenlieferant für Honigbienen im Frühling. Nur die männlichen Blütenstände werden von Insekten besucht, da die weiblichen weder duften, noch Nektar anbieten.
Die Früchte reifen erst im Herbst. Die Haselnuss ist eine Energiequelle für Tiere und Menschen, denn sie enthält viel Öl (Fettgehalt ca. 60%). Deshalb ist sie bei Kleinsäugern wie Eichhörnchen, Schläfern oder Mäusen, aber auch bei Vögeln wie Kleiber, Spechten oder Hähern beliebt. Viele dieser Tiere verstecken Vorräte für den Winter und verbreiten so den Hasel, da viele Verstecke nicht mehr gefunden werden und die Nüsse zu keimen beginnen! Die Haselnuss enthält viele Mineralstoffe (Kalzium, Kalium, Magnesium, Zink, Kupfer) und Vitamine (B1, B2, B3, B6, B9)und kann auch helfen, den Cholesterolspiegel zu senken. Deswegen wird sie als sehr gesund empfohlen. Sie ist jedoch auch eine Kalorienbombe, die pro 100g ca. 650 kcal enthält!
Die Haselnuss ist bei uns vom Norden bis Süden und von den Niederungen bis in die Alpen hinauf weit verbreitet. Der Haselstrauch wächst oft in Hecken, entlang Flüssen oder Bächen und an Waldränder.
Im Reusstal ist der Haselstrauch auch weit verbreitet und man kann schon jetzt die männlichen Kätzchen sehen und mit guten Augen vielleicht auch die weibliche Blüten entdecken!
Text und Fotos: Ambroise Marchand, Mitarbeiter der Information und Aufsicht Reusstal und Naturfotograf
21.02.2018
Das Trio
Bei der Vogelbestimmung ist man manchmal etwas überfordert, wenn man nur eine Art einer Familie oder einer Gattung auf einmal sieht. Es ist so natürlich schwierig, die Vögel vergleichen zu können und es wäre einfacher, wenn verschiedene Vogelarten zusammen stehen. So etwas kommt in der Natur durchaus vor, wie hier auf dem Bild, wo gleich drei Reiherarten nebeneinander stehen. Das war wieder ein schönes Erlebnis am Flachsee!
So ist es einfach, sie untereinander zu vergleichen. Man kann zuerst die Grösse anschauen. Der Graureiher, früher auch als „Fischreiher“ bekannt, ist deutlich der Grösste und der Seidenreiher ist der kleinste. Farblich sind Seiden- und Silberreiher nicht mit dem Graureiher zu verwechseln. Der Graureiher ist nur am Hals und am Bauch weiss, sonst trägt er graue und schwarze Federn. Die zwei anderen tragen einen schneeweissen Mantel. Der Graureiherschnabel ist oben grau-schwarz und unten gelb. Die zwei anderen Reiherarten haben ausserhalb der Brutzeit einen einfarbigen Schnabel.
So, jetzt haben wir den Graureiher von den zwei anderen unterschieden. Jetzt kommen wir endlich zu den Schwierigkeiten! Der Silberreiher und der Seidenreiher sind sich sehr ähnlich. Klar, der Seidenreiher ist deutlich kleiner, aber die Grösse ist immer schwer zu beurteilen. Vor allem wenn man nur einen Vogel aus grossem Abstand sieht. Was kann uns hier helfen?
Zuerst ist der Schnabel unterschiedlich. Der Silberreiher hat ausserhalb der Brutzeit einen einheitlichen gelben Schnabel und wenn er brütet, wird sein Schnabel an der Spitze schwarz bis ganz schwarz. Der Seidenreiher hat einen schwarzen Schnabel und wenn er brütet ist er am breiteren Teil leicht blau. Und falls das noch nicht reicht, dann kann man die Beine und die Füsse im Detail beobachten. Die Füsse und die Beine des Silberreihers sind schwarz und werden während der Brutzeit leicht rot an der Körperbasis. Der Seidenreiher hat hingegen gelbe Füsse und schwarze Beine.
Der Seidenreiher ist in der Schweiz ein regelmässiger und spärlicher Durchzügler und wird als extrem seltener Sommer- und Wintergast eingestuft. Er ist am Flachsee und im Reusstal momentan jedoch regelmässig zu beobachten!
Der Silberreiher ist auch als Durchzügler bei uns zu beobachten, aber nicht so selten wie der Seidenreiher. Er ist am Flachsee und im Reusstal in den letzten zehn Jahren häufiger geworden und kann mittlerweile das ganze Jahr über festgestellt werden. Er brütet aber noch nicht im Gebiet und in der Schweiz ist bisher nur eine Brut nachgewiesen worden.
Text und Fotos: Ambroise Marchand, Mitarbeiter der Information und Aufsicht Reusstal und Naturfotograf
17.10.2017
Ein spannender Erlebnisbericht vom Flachsee
Bereits seit einiger Zeit fliegen viele Vogelarten zu ihren Winterquartieren im Süden. Dies ist eine gute Chance, diese Vogelarten in der Schweiz zu beobachten, da viele von ihnen nur in Nordeuropa brüten. Verschiedene Gebiete in der Schweiz wie der Flachsee sind als Rastplatz für Zugvögel sehr bekannt.
So entschiede ich mich vor dem Aufsichtsdienst als Ranger der Stiftung Reusstal eine Weile im Hide (Beobachtungshütte) am Flachsee zu verweilen. Vielleicht mit der Chance einige Zugvögel wie Limikolen zu beobachten. Die Wetterprognosen für diesen Donnerstag waren sehr gut und ich habe den Wecker sehr früh gestellt. Nach den Klingeln des Weckers und einem kleinen Frühstück fahre ich Richtung Rottenschwil. Dort komme ich genau mit dem Sonnenaufgang an und gehe mit der schweren Fotoausrüstung bis ins Hide.
Am Anfang war es am Flachsee noch sehr neblig und die Stimmung wunderbar, aber ich konnte ausser einem Graureiher nicht viel sehen. Leider stand er im Nebel und ich konnte ihn nicht fotografieren. Die Zeit lief und ich konnte mehrere Entenarten beobachten, aber keine Spur von Limikolen.
Aber plötzlich sehe ich einen kleinen hellbraunen Vogel im Flug! Das war sicher keine Limikole. Ich suche ihn mit dem Feldstecher und finde ihn wieder. Er ist am Ufer des Flachsees im Schilf gelandet. Mein erster Eindruck war richtig, das war keine Limikole, aber eine Zwergdommel!
Fast eine Stunde lang konnte ich sie auf der Jagd nach fetten Fischen beobachten (Bilder 1 und 2). So ein tolles Erlebnis! Spannend ist zu beobachten, wie langsam sie sich bewegt und dann wie lange sie stehenbleiben kann, ohne ein Augenlid oder eine Feder zu bewegen. Und plötzlich geht es blitzschnell: sie stösst zu und fängt einen Fisch im Wasser und danach eine Libelle auf einem Grashalm!
Nach dieser Beobachtung entscheide ich mich für einen kleinen Spaziergang dem Flachsee entlang. Die Idee war gut, denn so konnte ich doch noch mehrere Limikolenarten entdecken. Einen Grünschenkel (Bild 3), sowie Bruchwasserläufer und Waldwasserläufer (Bild 4) konnte ich zwischen Stockenten, Bekassinen und Kormoranen entdecken. Nach einem so tollen Tagesanfang war die Laune mehr als gut!
Text und Fotos: Ambroise Marchand, Mitarbeiter der Information und Aufsicht Reusstal und Naturfotograf
20.09.2017
Flower Walk Stille Reuss
Der Streifzug führt Sie durch das attraktive Schutzgebiet Reussebene und beleuchtet die wechselvolle Geschichte des Gebiets, das früher von der frei mäandrierenden Reuss immer wieder neu gestaltet wurde. Da heute die Dynamik des Flusses unterbunden ist, müssen mit gezielten Pflegemassnahmen die noch verbliebenen typischen Pflanzen- und Tierarten des Gebiets gefördert werden.
Die Sibirische Schwertlilie ist das Markenzeichen der Pfeifengraswiesen des Reusstals. Wer die prächtigen Pflanzen in voller Blüte bewundern möchte, besucht das Gebiet am besten in der zweiten Maihälfte, wenn sie die Wiesen in ein blaues Blütenmeer verwandelt. Auch lohnt sich die Zusatzschlaufe rund um die Stille Reuss mit einem Abstecher zum Zieglerhaus, der Geschäftsstelle der Stiftung Reusstal.
Die App Flower Walks ermöglicht Ihnen, auf mehr als 40 Streifzügen in der Schweiz über 800 wildwachsende Pflanzenarten und 60 Lebensräume kennen zu lernen. Zusätzlich erhalten Sie Informationen zu Rastmöglichkeiten oder weiteren interessanten Gegebenheiten entlang der Routen. Alle Streifzüge sind mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar und die Ankunfts- und Abfahrtsorte sind direkt mit dem SBB-Fahrplan verlinkt.
Die Zielgruppe dieser App sind naturinteressierte Personen vom Jugend- bis ins Seniorenalter.
07.06.2017
Die Frühblüher
Wenn sich die ersten Blüten der Frühblüher öffnen, wissen wir, dass es endlich nach langer kalter Zeit wieder Frühling wird. Die Frühblüher bezaubern uns.
Die Schneeglöcken (Galanthus) sind die ersten und wachsen oft schon, wenn noch Schnee liegt.
Dann folgen zahlreiche Arten wie die Schlüsselblume (Primula elatior). Sie wächst an feuchten bis frischen Standorten oft entlang von Waldwegen, gehäuft in Auenwäldern, in Bergwiesen oder in Flachmooren wie hier im Reusstal. Ihre Blüten sind Hellgelb gefärbt und sie sind einfach zu erkennen.
Nicht zu übersehen sind die Buschwindröschen (Anemone nemorosa). Sie wachsen oft wie ein weisser Teppich und bedecken so den Waldboden. Das Buschwindröschen besitzt ein Rhizom (griechisch „Eingewurzeltes“; ein meist unterirdisch wachsendes Sprossachsensystem, auch Erdspross genannt), so überwintert sie unterhalb der Erdoberfläche. Der Austrieb erfolgt dann im Frühjahr sehr schnell und kann sich schon entwickeln, obwohl die Bedingungen für die meisten Pflanzen noch ungünstig sind. Die Nektar produzierenden Blüten werden gerne von Hummeln und Schmetterlingen besucht und sind im Frühjahr wichtige Nahrungsquellen für Insekten. Die Blüte des Buschwindröschens ist nachts sowie bei kühlen Wetterbedingungen geschlossen und nach unten gerichtet.
Ein anderer diskreter Frühblüher ist der echte Seidelbast (Daphne mezereum). Er ist die einzige cauliflore (stammblütige) Art in Mitteleuropa – diese Blühart ist sonst eher typisch für tropische Pflanzen. Die rosa Blüten entwickeln sich vor den Blättern und sind stark duftend. Früher wurde sie als Heilpflanze genutzt, während sie heute als sehr giftige Art gilt. Sie enthält mehrere Wirkstoffe: Mezerein in den Früchten, Daphnetoxin in der Rinde sowie Umbelliferon und das Halluzinogen Daphnin. Im Kontakt mit der Haut entstehen starke Reizungen und führen zu Blasenbildungen und Entzündungen. Bei längeren Einwirkungen kann sogar ein geschwüriger Zerfall der Haut entstehen. Bei oraler Aufnahme können sich Magen-, Darm- und Nierenbeschwerden entwickeln. Zehn bis zwölf Beeren wären sogar für einen erwachsenen Menschen tödlich. Früher wurde sie als Mittel gegen Kopf- und Zahnschmerzen eingesetzt und gemischt mit Essig hatte man sie als Zugsalbe benutzt. Heute ist sie als Zierpflanze sehr beliebt.
Alle diese Frühblüher sind im Reusstal zu beobachten. Sie sind entlang der Wanderwege oder an den Dammböschungen zu finden. Jedoch: Naturschutzflächen zu betreten, ist im Reusstal ebenso verboten, wie Blumen oder Pflanzen zu pflücken. Aber Sie können trotzdem ein paar schöne Erinnerungen mit nach Hause nehmen und zwar in Form von Fotos. Die Frühblüher bieten sehr schöne Fotomotive.
Text und Fotos: Ambroise Marchand, Mitarbeiter der Information und Aufsicht Reusstal und Naturfotograf
04.04.2017
Seit Ende März ist der Schwarzmilan wieder zurück im Reusstal
Sein lateinischer Name ist: „Milvus migrans“. „Milvus“ steht für grössere Raubvögel und „migrans“ bedeutet „wandern“ oder „auswandern“.
Denn im Gegenteil zum Rotmilan ist der Schwarzmilan ein Zugvogel. Schon im August beginnen sie nach Süden zu fliegen. Sie sind Langstreckenzieher und überwintern südlich der Sahara oder sogar in Südafrika. Rotmilane dagegen sind sogenannte Standvögel. Aber auch sie ziehen teilweise nach Süden. Dies aber nur über kürzere Distanzen, oft nur bis ins Mittelmeergebiet.
Der Schwarzmilan ist in der Schweiz nicht gefährdet und man zählt mehr als 1’200 Brutpaare bei uns. Er ist viel weiter verbreitet als der Rotmilan und brütet fast in ganz Europa, in weiten Teilen Afrikas, Asiens sowie auch in Australien. Er ist der charakteristischste Raubvogel der Reussebene und erreicht stellenweise hohe Dichten. Dies durch das vielfältige Mosaik von Gewässern, offenen Flächen und Feldgehölzen.
Er ist auch bekannt als guter Fischer. Er kann mit seinem schnellen und eleganten Sturzflug einen Fisch im Wasser fangen und schwingt sich danach gleich wieder in die Höhe. Fast wie ein Fischadler. Er fängt ebenfalls viele andere Kleintiere, frisst aber auch Aas und kann sich sogar von Abfällen ernähren. Er ist deswegen ein sogenannter Nahrungsopportunist.
Um den Schwarzmilan sicher erkennen zu können, hilft seine Stimme. Er hat wiehernde und trillernde Rufreihen. Er unterscheidet sich aber auch visuell vom Rotmilan. Er ist etwas kleiner und generell dunkler als der Rotmilan. Momentan sind beide Arten mit dem Mäusebussard im Reusstal zu beobachten. Damit Sie einen Milan von einem Bussard unterscheiden können, sollten sie den Schwanz genau beobachten. Der Mäusebussard hat einen runden Schwanz, beide Milane dagegen einen gegabelten Schwanz, ähnlich dem einer Rauchschwalbe.
Text und Fotos: Ambroise Marchand, Mitarbeiter der Information und Aufsicht Reusstal und Naturfotograf
30.03.2017
Der Weissstorch
Der Weissstorch, einer der grössten Vögel in Mitteleuropa mit einer Spannweite von bis zu zwei Metern, ist sicher jedem zumindest vom Aussehen her bekannt. Und auch heute noch „weiss“ wohl jedes Kind, dass Meister Adebar (germanisch „auda“: Glück, Heil und „bera“: tragen, gebären) die Kinder bringen soll.
Doch woher kommt dieser Aberglaube?
Ursprünglich stand hier wohl die alte Vorstellung, dass die Seelen der Ungeborenen in einem Teich, Sumpf oder Brunnen schwimmen, bevor sie von den Göttern in den Leib der Mutter gesetzt werden. Störche halten sich häufig an solchen Orten für die Nahrungssuche auf und so ist dieses Märchen wahrscheinlich im 18. Jahrhundert entstanden. Danach soll der Storch als Götterbote die Neugeborenen aus dem Wasser, der Quelle des Lebens holen und anschließend die Mutter ins Bein beißen, damit sie sich ins Bett legen muss.
„Wo kriegten wir die Kinder her, wenn Meister Klapperstorch nicht wär?“
Wilhelm Busch: Die Fromme Helene (1872)
In Mitteleuropa gilt der Storch als ein Symbol der Fruchtbarkeit, des Glücks und des Wohlstands. In einigen Regionen herrschte ursprünglich die Vorstellung, dass der Storch an Ostern die Eier bringt und den Frühling ankündigt, nicht wie in vielen anderen Gebieten der Hase. Ein Storch auf dem Dach verspreche Glück und Wohlstand für die Menschen, die unter diesem Dach leben und ein Storchennest auf dem Dach soll vor Blitzeinschlag schützen. Sieht ein junges Mädchen einen Storch fliegen, wird sie bald heiraten. Sieht sie einen auf der Erde laufen, wird sie bloß zu einer Hochzeit geladen werden. Sieht sie nur einen Storch, muss sie noch ein wenig auf die Hochzeit warten. Sieht sie hingegen ein Storchenpaar, kommt die Hochzeit schneller als sie denkt.
Der Name Klapperstorch kommt daher, dass der Storch weder singen noch rufen kann. Er hat nämlich keinen Stimmkopf, auch Syrinx genannt. Das ist das Organ, mit dem die anderen Vögel ihre Laute produzieren können. Deshalb hat er seine eigene „Sprache“ entwickelt, das Klappern mit dem Schnabel. Damit begrüssen sich die Partner und vertreiben Konkurrenten, die ihrem Horst zu nahe kommen.
Heutzutage ist der Storch ein Symboltier des Naturschutzes.
Gab es um 1900 in der Schweiz noch rund 140 Brutpaare dieses bis zu 40 Jahre alt werdenden Vogels, war es 1949 nur noch gerade ein brütendes Paar! Die fortschreitende Intensivierung der Landwirtschaft und der Anbau von Monokulturen, die massive Trockenlegung von Feuchtgebieten, die Begradigung bzw. Eindolung der meisten Fluss- und Bachläufe und der steigende Einsatz von chemischen Schädlingsbekämpfungsmitteln liessen diese Art schliesslich 1950 als einheimischen Brutvogel aussterben.
Der Initiative von engagierten Naturschützern ist es zu verdanken, dass man diesem Stelzvogel heute wieder häufiger begegnen kann. 1948 gründete Max Bloesch die Storchensiedlung Altreu für die Wiederansiedlung des Storches. Hier wurden Störche aus dem Elsass und Algerien aufgezogen und ausgewildert. Er ist heute noch immer ein seltener, jedoch wieder ein regelmässiger Brutvogel und das ursprüngliche Brutgebiet im Mittelland ist wieder weitgehend, wenn auch noch lückenhaft von über 450 Brutpaaren besiedelt (Stand 2016).
Die Rückkehr des Weissstorchs steht beispielhaft für eine erfolgreiche Wiederansiedlung. Auf weitere Auswilderungen ist diese Art seit den 90er Jahren zum Glück nicht mehr angewiesen, dennoch sind die heutigen Bestände noch nicht gesichert.
Zwar nehmen die Bestände pro Jahr um ca. 3% zu, aber nur jeder fünfte Weissstorch erreicht das Alter der Geschlechtsreife (2–6 Jahre) und der Bruterfolg von 1,65 flüggen Jungen pro Paar ist im internationalen Vergleich tief. Nicht einmal 10% der Störche werden genügend alt, damit sie dafür sorgen können, dass der Bestand weiter ansteigen kann.
Neben Zusammenstössen mit Auto und Bahn sind Kollisionen und Stromschläge an Freileitungen heute die häufigste unnatürliche Todesursache von ausgewachsenen Störchen in der Schweiz. An Freileitungen kommen innerhalb eines Jahres einer von vier Jungvögeln und einer von siebzehn Altvögeln um. Insgesamt wurden 425 der von 1947–1997 in der Schweiz beringten Störche als Freileitungsopfer gemeldet (59% der Funde mit bekannter Todesursache).
Deshalb wurde 2010 der nationale Aktionsplan für den Weissstorch ins Leben gerufen. Dieser hat folgendes Ziel: „Der Weissstorch weist in der Schweiz eine sich selbst erhaltende, langfristig stabile oder zunehmende, von weiteren Förderungsmassnahmen unabhängige Population von sich natürlich verhaltenden Individuen auf.“
Dazu fehlt es in der Schweiz aber vor allem an nahrungsreichen, extensiv genutzten Weiden und Wiesen, Feuchtgebieten und Weihern sowie ungestörten und stabilen Nistplätzen.
Bei längeren Kälte- und Nässeeinbrüchen im Frühling kann es natürlicherweise vorkommen, dass sehr viele Jungstörche an Unterkühlung sterben. Die häufigste Todesursache bei Nestlingen (41%) ist jedoch das Verhungern aufgrund fehlender bzw. zu wenig ergiebiger Nahrungsgebiete im Umkreis des Nestes.
Somit müssen zur Erhaltung dieser Art genügend offene und naturnahe Lebensräume erhalten bzw. aufgewertet sowie neue geschaffen und diese vernetzt werden.
Im Reusstal findet der Weissstorch noch relativ viele Feuchtwiesen mit zahlreichen Tümpeln und Weihern, wo ein gutes Angebot einer seiner Hauptspeisen, Amphibien, zu finden ist. Auch von ökologischen Ausgleichsflächen im Landwirtschaftsgebiet profitiert der Weissstorch, wie generell von vielfältigen landwirtschaftlichen Kulturen. Das zeigt sich nach Grasschnitt oder bei Ackerumbruch, wenn ganze Storchentrupps den Traktoren folgen und Regenwürmern oder Insektenlarven nachstellen. Auf der Freileitung neben der Stillen Reuss hat es mittlerweile vier regelmässig besetzte Nester aus denen 2016 sieben Jungstörche ausgeflogen sind.
Diesen Winter konnten schon mehrmals über 80 Störche gleichzeitig beobachtet werden, die zusammen im Flachwasserbereich des Flachsees übernachteten.
Der Flachsee als Winterschlafplatz für solch grosse Trupps von Weissstörchen ist ein neueres Phänomen. Der Auszug aus der Datenbank der ornithologischen Arbeitsgruppe Reusstal zeigt auch, dass bis 2008 im Winter kaum mehr als 20 Störche gezählt wurden, die Bestände danach aber zugenommen haben:
Ein solches Schwarmverhalten ist von vielen verschiedenen Tierarten bekannt. Es kann bei der Nahrungssuche von Nutzen sein, in diesem Fall dient es aber der Feindvermeidung. Denn viele Augen und Ohren bemerken mögliche Raubtiere früher.
Anfangs standen die Störche meist trockenen Fusses auf den Schlickbänken. Neuerdings stehen sie jedoch meist fast bis zum Bauch im Wasser. Eine mögliche Erklärung dafür könnte sein, dass das Wasser momentan einiges wärmer ist als die Luft. Wasser leitet Wärme jedoch etwa 20 Mal besser als Luft. Man kann ja seine Hand ein paar Sekunden lang in den 200 Grad heissen Backofen halten, ohne dass man sich verbrennt. Dies in nur halb so heissem, kochendem Wasser zu tun ist jedoch besser nicht zu empfehlen. Die Beine der Störche kühlen im Wasser also deutlich schneller aus als an der Luft und somit muss dies andere Vorteile haben.
Wahrscheinlicher ist, dass sich die Vögel im Wasser sicherer fühlen. Denn vermehrt wurden wieder Füchse bei der Jagd auf den Schlickbänken beobachtet. Die Fuchsbestände scheinen sich von der Fuchsstaupe erholt zu haben. Diese Viruskrankheit brach 2009 stark aus und dezimierte 2010 bis zu 80% der Fuchsbestände.
Es scheint, als versammeln sich alle Störche aus dem Bünz- und Reusstal gemeinsam am Flachsee. Manchmal mischen sich auch noch einige Silberreiher darunter.
(Text: Niklaus Peyer; Quellen: www.storch-schweiz.ch, Aktionsplan Weissstorch Schweiz des BAFU)
01.02.2017
Am Flachsee ist seit einigen Wochen eine Blässgans zu beobachten
Gänse sind gesellige Tieren und streifen immer in kleinen bis sehr grossen Gruppen umher. Wenn sie in einem Feld am fressen sind, gibt es immer Individuen, die Wache halten. Bei Gefahr alarmieren sie die ganze Gruppe und alle Vögel fliegen mit grossem Lärm weg. Oft mischen sich anderen Gänsearten in so eine Gruppe.
Versuchen Sie, auf den Fotos die Blässgans unter den Graugänsen zu finden… Geschafft? Dann sind Sie bereit am Flachsee die echten Tiere zu beobachten. Mit ein wenig Übung und Geduld und der Hilfe eines Feldstechers ist es nicht so schwierig, die Blässgans unter den Graugänsen zu finden.
Gehen Sie aber nicht zu nahe. Sonst werden die Vögel schnell flüchten. Solche Störungen sind für die Vögel im Winter schädlich, da sie sehr viel Energie zum Fliegen brauchen. Es ist auch unnötig, da sie sich auch aus einiger Entfernung sehr gut beobachten lassen!
Blässgänse brüten in der Tundra weit oberhalb des Polarkreises und überwintern an der Nord- und Ostsee, ziehen aber auch bis nach Südeuropa. Die Blässgans ist deutlich kleiner als die Graugans. Sie wiegt nur 1,6 bis 2,4 kg (Graugans 2 bis 4 kg) und ist etwa 65 bis 75 cm (Graugans 75 bis 90 cm) gross. Sie ist wie die Graugans dunkel graubraun gefärbt, aber sie ist auf dem Rücken und auf den Flügeln dunkler. Sie trägt auch unregelmässige schwarze Querflecken am Bauch. Ausgewachsene Vögel tragen eine weisse Blesse (Als Blesse wird eine weiße oder hellere Zeichnung, normalerweise in Form eines Streifens von der Stirn bis zur Schnauze, bezeichnet. Zum Beispiel trägt die Blässhuhn auch eine Blesse), die von der Schnabelwurzel bis zur Stirn reicht.
Text und Fotos: Ambroise Marchand, Mitarbeiter der Information und Aufsicht Reusstal und Naturfotograf
10.01.2017
Hungriger und akrobatischer Biber im Reusstal
Der Biber ist in der Reussbene momentan sehr aktiv und man findet viele frische Nagespuren.
In einem Naturschutzgebiet der Reussebene hat er eine Silberweide mit ca. 80cm Durchmesser (Taschenmesser als Grössenvergleich) fast vollständig durchgenagt.
An anderer Stelle hat er ungeahnte Kletterkünste unter Beweis gestellt: Nagespuren auf über 1.5 Meter über Boden.
(Fotos: Josef Fischer)
22.12.2016
Herbst im Reusstal
Der Herbst ist eine sehr schöne Jahreszeit. Nebel und bunte Farben sorgen für wunderbare Stimmungen und Landschaften. Aber woher kommen die typischen Blattfärbungen des „Indian Summer“?
Die Bäume legen über den Winter eine Pause ein, ähnlich eines Winterschlafs. Als Signal wirken die Temperatur und die Sonneneinstrahlung. Wenn die Temperaturen 5 Tage lang unter 5°C, 2 Tage lang unter 0°C oder auch nur einen Tag lang unter -2°C liegen, ist das ein Signal für den Baum, die Produktionszeit in den Blättern zu beenden. Somit wird der Baum kein Chlorophyll mehr produzieren und es in den Wurzeln speichern. Chlorophyll ist eigentlich ein wichtiger Farbstoff für die Zuckerherstellung im Blatt während des Sommers und es färbt die Blätter grün. So sind die Blätter im Frühling und im Sommer grün gefärbt, während sie im Herbst die grüne Farbe verlieren und die anderen Farbstoffe nicht mehr vom Chlorophyll verdeckt werden. Die verbleibenden Farbstoffe der Blätter, wie die Karotine (gelb bis rot) oder die Anthocyane (sehr intensiv, oft blau, violett oder rot) sind nun sichtbar. So entstehen die typischen Herbstfarben!
Der Herbst ist auch eine Jahreszeit mit grosser Fülle an Nahrung. Ein Besuch der Märkte zeigt das. Überall findet man dutzende verschiedene Apfelsorten, Kürbisse in allen Grössen und Formen sowie alte Gemüsesorten wie Topinambur oder Schwarzwurzel. Als Menschen bereiten wir uns für die harten Winterzeiten vor und wir machen Vorräte. Bei den Tieren gibt es verschiedene Strategien für den Winter: Zugvögel wie die Weissstörche ziehen in den wärmeren Süden, wo sie noch genug Nahrung finden. Säugetiere wie der Igel gehen langsam in die Winterruhe. Andere wie Eichhörnchen legen ebenfalls Vorräte an. In der Natur findet man nun nicht mehr viel Nahrung, aber wer weiss wo suchen findet etwas Essbares! Hecken sind sehr gute Lebensräume für diese harte Jahreszeit. Dort wachsen unter anderen Weissdorn, Pfaffenhüttchen, Schlehdorn oder Schwarzdorn, Wolliger Schneeball, Gemeiner Schneeball usw.
Der Weissdorn (Crataegus sp.) trägt kleine einzelne, rote Beeren und unterscheidet sich so vom der Schlehdorn (Prunus spinosa) mit seinen schwarzen Früchten. Wolliger Schneeball (Viburnus lantana) und Gemeiner Schneeball (Viburnum opulus) tragen auch beide rote Beeren, aber diese hängen in kleinen Gruppen, weil sich die Blüten im Frühling wie ein Schirm entfalten und unterscheiden sich so vom Weissdorn. Das Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus), auch Gewöhnlicher Spindelstrauch genannt, trägt unverwechselbare Früchte. Sie sind eher purpurrosa bis karminrot gefärbt und sehen aus wie ein Birett, die Kopfbedeckung von katholischen Bischöfen und Kardinälen.
Im Winter ziehen viele Vögel nach Süden, während anpassungsfähige Arten bei uns bleiben. Oft sind diese im Sommer Insektenfresser und werden ab Herbst vor allem Früchte und Samen fressen. Versuchen Sie einmal, diese Vogelarten entlang der Wanderwege zwischen Ottenbach, Rickenbach und Birri zu beobachten. Vor allem an Hecken und Waldrändern werden Sie zum Beispiel die Blaumeise, die Kohlmeise, die Schwanzmeise, den Buchfink oder die Amsel auf der Nahrungssuche antreffen.
Text und Fotos: Ambroise Marchand, Mitarbeiter der Information und Aufsicht Reusstal und Naturfotograf
04.11.2016
Löffler am Flachsee
Seit einigen Tagen können Sie am Flachsee mit etwas Glück einen grossen Vogel mit schneeweissem Gefieder beobachten. Aus der Entfernung sieht er aus wie ein Reiher. Vielleicht ist es ein Silberreiher oder mit etwas Glück ein Seidenreiher? Mit einem Feldstecher werden Sie schnell den merkwürdigen Schnabel bemerken. Er ist schwarz mit einer gelblichen Spitze. Markant ist seine Form: wie ein Löffel! Somit handelt es sich um einen Löffler (Platalea leucorodia).
Der Löffler ist in der Schweiz ein seltener Gast, der während dem Zug zu beobachten ist. Sie sind obligate Zugvögel, deren Winterquartiere vom Mittelmeerraum bis zur Sahelzone sowie Sudan und Äthiopien reicht.
Das Verbreitungsgebiet des Löfflers reicht von Süd-, West- und Mitteleuropa bis Vorderasien und vom Nordosten Afrikas bis nach Ostasien. In Mitteleuropa begrenzt sich das Verbreitungsgebiet auf einige Kolonien in den Niederlanden, Ungarn, Slowakei, dem Osten Österreichs, Tschechien und Deutschland. Löffler brüten meist in Kolonien, oft zusammen mit Reihern. Er zählt zu den nicht gefährdeten Arten.
Der Lebensraum des Löfflers sind Sümpfe, Auenwälder und Verlandungszonen mit Schilfbestand. Mit dem breiten Löffelschnabel wird das Wasser und der lockere Schlamm durchschnattert. Seine Nahrung sind Fische, Frösche, Insekten, verschiedene Larven, Würmer, Schnecken und Krebstiere.
Der Löffler kann mit dem Silberreiher (Egretta alba) verwechselt werden. Wie der Löffler hat er dunkle Beine und dunkle Füsse, der Silberreiher ist jedoch grösser und besitzt einen gelben spitzigen Schnabel. Er ist ein seltener Brutvogel in der Schweiz, aber ein regelmässiger Durchzügler, Sommer- und Wintergast. Der Silberreiher brütet wahrscheinlich seit einigen Jahren in der Schweiz und auch am Flachsee. Er ist sonst in Ost- und Südeuropa, im Nord-, Mittel- und Südamerika und in Afrika verbreitet.
Der Seidenreiher (Egretta garzetta) sieht auf den ersten Blick ebenfalls sehr ähnlich aus. Der Seidenreiher ist jedoch kleiner als der Löffler und hat einen spitzigen gelb-schwarzen Schnabel. Er hat dunkle Beine und gelbe Füsse. Er kommt in Südeuropa, Nord-, West- und Ostafrika sowie in Madagaskar vor. In der Schweiz ist er ein Durchzügler und ein sehr seltener Winter- oder Sommergast. Er ist manchmal auch am Flachsee zu beobachten.
Die Vögel am Flachsee kann man optimal von unserem Hide aus entdecken!
Text und Fotos: Ambroise Marchand, Mitarbeiter der Information und Aufsicht Reusstal und Naturfotograf
08.09.2016
Nachwuchs bei unseren europäischen Sumpfschildkröten
Mittlerweile tummeln sich in unserer Freianlage beim Zieglerhaus neben den drei ausgewachsenen Schildkröten auch drei Jungtiere, die dieses Jahr selbstständig in der Anlage geschlüpft sind.
Mit etwas Glück kann man sie hier beobachten, auch wenn sie noch ziemlich scheu sind. Mehr Glück braucht es, um diese sehr heimliche Art an der Stillen Reuss zu beobachten.
11.08.2016
Wasserbüffel statt Traktor und Raupenhäcksler – Mozzarella aus dem Naturschutzgebiet
Die meisten Riedwiesen in den Naturschutzzonen der Reussebene können zur Gewinnung von Stalleinstreu von Landwirten gemäht werden. Nur für die sehr nassen Flächen braucht es ein Spezialfahrzeug der kantonalen Unterhaltsequipe, den Raupenhäcksler. Mit ihm müssen die Flächen nur einmal befahren werden, da das Schnittgut in einem Arbeitsgang gemäht und aufgeladen und dabei gerade zerkleinert wird. Doch das alljährliche vollständige Mähen ist für einige Kleintiere nicht ideal, weshalb ergänzende Bewirtschaftungsformen geprüft werden.
Mit der Beweidung soll deren Wert infolge der Zunahme der Strukturvielfalt gesteigert werden: Denn die Büffel schaffen ein Mosaik von wenig bis stark abgefressenen Bereichen, halten Kleingewässer offen und schaffen durch Tritt und Suhlstellen neue Tümpel als Lebensraum für Wasserinsekten, Amphibien und Vögel.
Die heute bei uns vorkommenden Rinderrassen sind für eine Beweidung von Feuchtgebieten nicht geeignet; zu schlecht wäre das Futter für sie. Wasserbüffel hingegen fressen fast alles, auch den harten Schilf und die zähen Sauergräser, nur Gehölze nicht.
Die rechtliche Grundlage für das Beweiden wurde im März 2003 geschaffen, mit der Anpassung der Reusstalverordnung durch den Regierungsrat. Als die Reusstalverordnung 20 Jahre vorher, im Mai 1983, erstmals beschlossen worden war, wurde das Beweiden pauschal untersagt. Damals hatte das Beweiden in der Naturschutzdiskussion noch einen schlechten Ruf und es fehlten bei uns die geeigneten, genügsamen Rinderrassen.
Pauschal alle Feuchtgebiete zu beweiden wäre aber wohl auch nicht die Lösung. Erste Untersuchungen hatten nämlich gezeigt, dass sich die Libellenfauna auf beweideten Flächen verändert. Diese Auswirkungen bedürfen weiterer Untersuchungen, damit ein möglichst umweltschonendes Beweidungskonzept ausgearbeitet werden kann.
Die Wasserbüffelherde wird von einem Landwirt betreut, der mit dem Kanton einen Bewirtschaftungsvertrag abgeschlossen hat. Eines der Endprodukte der Beweidung ist Büffel-Mozzarella, den ein Käser in Muri herstellt.
02.06.2016